DIE LANDWIRTSCHAFTLICHE FRAGE

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„Ungeheure Felder, die ehemals bebaut wurden, sind in große Weideplätze für die Aufzucht von Rindvieh und Schafen umgewandelt worden. Tausende und aber Tausende von Bauern wurden von den Grundbesitzern davongejagt und gerichtlich aus ihrem Besitze gebracht, und ihre Acker, die das Volk ernährten, sind in Wiesen umgewandelt worden, die heute zur Fütterung von Ochsen dienen, das heißt zur Produktion von Fleisch, der Nahrung der Reichen. Der Flächenraum der besäten Erde nimmt immer mehr ab. Im Jahre 1868 bis 1859 waren in ganz England 1 600 000 Hektar als Kornfelder bebaut, heute sind es nur 1 200 000 Hektare. Vor 15 Jahren produzierte England 26 Hektoliter per Hektar, heute nur noch 22 Hektoliter.

Selbst die Pächter, die eine Oberfläche von 50 bis 100 oder mehr Hektar bearbeiten, diese kleinen Bourgeois, die ihrerseits versuchen, Grundherren zu werden, um sich das Leben durch die Arbeit anderer angenehm zu machen, gehen heute zugrunde. Durch die Habgier der Grundbesitzer mit Pachtzins überbürdet, sind sie nicht mehr imstande, ihren landwirtschaftlichen Betrieb zu verbessern und mit der amerikanischen und australischen Konkurrenz Schritt zu halten. Die Zeitungen sind stets angefüllt mit Anzeigen von Versteigerungsverkäufen von Pachtgütern.

Eine Kritik der landwirtschaftlichen Lage kann am besten so zusammengefaßt werden: die große Masse der Bauernbevölkerung wird von ihrem Grund und Boden verjagt und in die großen Städte und Industriezentren gedrängt, wo sich diese Halbverhungerten eine Konkurrenz auf Tod und Leben machen.“

So beschrieb Peter Kropotkin die Situation in England in seinem Beitrag „Die landwirtschaftliche Lage“.

Nun wird mancher sagen, ja, das war damals im 19. Ja, was ist denn heute? Heute sind wir, die Menschen der westlichen Industrienationen, die kleinen Bourgeois, und der Landraub findet heute nicht mehr in England, Deutschland statt, sondern in Argentinien oder Brasilien. Der ehemalige brasilianische Präsident Bolsonaro hat den Urwaldschutz aufgehoben, den Schutz der indigenen Völker aufgehoben, um neue Weideflächen für noch mehr Viehzucht zu ermöglichen.

Wir brauchen nur eine Modernisierung des Textes.

„Ungeheure Flächen, die ehemals Ur- und Regenwald waren, sind in große Weideplätze für die Aufzucht von Rindvieh und Schafen umgewandelt worden. Tausende und aber Tausende von Bauern und indigenen Völkern wurden von den Grundbesitzern davongejagt und gerichtlich aus ihrem Besitze gebracht, und ihre Wälder, die die indigenen Völker ernährten, sind in Wiesen umgewandelt worden, die heute zur Fütterung von Rindern dienen, das heißt zur Produktion von Fleisch, der Nahrung der reichen Industrienationen. Der Flächenraum der Ur- und Regenwälder nimmt immer mehr ab. Pro Jahr werden 60.000 Quadratkilometer vernichtet.

Oder schauen wir uns die europäische Massentierhaltung an. Die europäische Geflügelwirtschaft produziert so große Überschüsse, dass diese in Europa nicht mehr abgesetzt werden können. So werden die Agrarkonzerne subventioniert, um mit diesem subventionierten Fleisch den afrikanischen Kontinent zu überschwemmen. Durch die Habgier der Agrarkonzerne, sind sie nicht mehr imstande, ihren landwirtschaftlichen Betrieb zu verbessern und mit der europäischen Konkurrenz Schritt zu halten. So werden sie gezwungen ihre Länder zu verlassen und nach Europa zu flüchten.

Eine Kritik der landwirtschaftlichen Lage in Afrika, Indien oder Südamerika kann am besten so zusammen gefaßt werden: die große Masse der Bauernbevölkerung wird von ihrem Grund und Boden verjagt und durch Flucht und Vertreibung in die großen Städte und Industriezentren Europas oder Amerikas gedrängt, wo sich diese Halbverhungerten eine Konkurrenz auf Tod und Leben machen.“

Wir sehen also, wir können historische Texte nehmen und müssen sie nur an die heutige Situation anpassen und schon stellen wir fest, dass sich letztlich wenig geändert hat. Nur die Dimensionen haben sich verändert. So hat sich das, was man früher Bourgeoisie nannte und eine herrschende Klasse darstellte, so verändert, dass man es heute die Mitte der Gesellschaft oder die bürgerliche Gesellschaft nennt. Sie wurden für ihre Loyalität zu diesem System belohnt und dürften nun selbst ein bürgerliches Leben führen. Der Leibeigene und der Proletarier leben in fernen Ländern. Es ist nicht mehr der Maschinist in den dunklen Fabriken, der an den Webstühlen in Manchester stirbt, es sind die Näherinnen in Bangladesch oder Indien. Wenn sie aufbegehren, stört es den Europäer wenig. Wenn sie dort erschossen werden oder in den Fabriken verbrennen, gibt es ein mitleidiges Schaudern und am nächsten Tag frönt man wieder dem Konsum.

Denn schließlich wäre die Gefahr für die Kapitalisten ungleich größer, wenn sich in Europa wieder eine proletarische Masse bilden würde, die sich empören könnte. Dann gäbe es zwei Mühlsteine, in denen die Herrschenden diesmal wirklich zermahlen zu werden drohen. Eine revolutionäre Gefahr aus Russland oder China, wo eine neue Bourgeoisie an die Macht gekommen ist und die Zügel fest in der Hand hält, ist ebenso gebannt. China ist das Modell, wie in Zukunft die Herrschenden über die Massen verfügen können. Nicht mehr der Gulag oder das Arbeitslager, nicht mehr der Unternehmer oder der Meister werden den Ungehorsam bestrafen, sondern die Masse selbst, durch soziale Belohnungssysteme trainiert, wird die Aufständischen und Unzufriedenen in ihre Schranken weisen.

Indem wir also die Bourgeoisie der Vergangenheit kopieren und es zulassen, dass die Völker anderer Länder ausgebeutet werden wie einst unsere eigenen Landarbeiter und Kleinbauern und das Proletariat in den Städten Europas, machen wir uns zu Komplizen. Indem wir unseren Kapitalismus als „soziale Marktwirtschaft“ verharmlosen und wegschauen, wenn er in anderen Ländern wütet wie einst bei uns, sonnen wir uns im Wohlstand. Zwar wächst auch bei uns wieder die Armut, aber wir beruhigen uns damit, dass wir auf das Elend der anderen zeigen können, auf deren Kosten wir leben, und beginnen, diese Gruppen als „Sozialschmarotzer“ aus der Gesellschaft auszugrenzen. Wir reden uns ein, dass es nicht unsere Schuld ist, dass diese Menschen aus der Gesellschaft gefallen sind. Es ist allein ihre Schuld und wir waschen unsere Hände in Unschuld.

Wir sollten uns eingestehen, dass unser Wohlstand auf dem Elend anderer Völker beruht.

Wir kennen die Lösung, unser Gewissen plagt uns oft, aber solange wir nicht erkennen, dass es das kapitalistische System ist, dass es das globale Lohnsystem ist, dass es die repräsentativen Regierungen sind, die im Namen des internationalen Kapitals Handelsverträge aushandeln, die die Profite der Konzerne sichern und die Völker der Länder ausbluten lassen, solange werden wir nichts ändern.

Wir haben keine Zeit mehr, auf eine ökologische und soziale Revolution zu warten, wir müssen jetzt und heute damit beginnen.

Dazu gehört auch die Landwirtschaft:

Keine Massentierhaltung

Ökologischer Landbau – Förderung kleiner und mittlerer Betriebe in den Regionen.

Förderung des Genossenschaftswesens

Export und Import von Lebensmitteln müssen für beide Seiten positiv und vor allem ausgewogen sein.

Keine Subventionen für die Agrarindustrie

Enteignung von Investmentfonds, denn Ackerland ist kein Renditeobjekte für arbeitslose Einkommen

Bye bye Klimakrise – Willkommen in der Klimakatastrophe

Globale Entwicklungen mit kommunalen Folgen – Warum Klimapolitik so wichtig ist

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Wenn wir heute über das Weltklima sprechen, dann werden uns immer wieder die Lügen und Desinformationen der fossilen Lobbyorganisationen CFACT und EIKE vorgehalten, vor allem von Leuten aus rechtsradikalen, faschistischen und verschwörungstheoretischen Kreisen.

So werden im Internet solche Bilder verbreitet, die das alles beweisen sollen, ja da ist der Begriff, alles „normal“ sei. Wenn wir Professoren wie Plimer zu Wort kommen lassen wollen, müssen wir schauen, wer ist das? Bei Wikipedia ist das ganz einfach nachzulesen: a) er ist Geologe (kein Klimaforscher) b) Bergbauunternehmer (gehört also zur fossilen Energiewirtschaft) und c) Propagandist bei den oben schon erwähnten internationalen und nationalen Lobbyorganisationen.1


Bilder aus dem Internet gepostet in Facebook

Auch die Tabelle neben der unwahren Aussage von Plimer hat mit der Diskussion des anthropogenen Klimawandels nichts zu tun. Wenn wir also über Klima diskutieren wollen, dann geht es immer um die Durchschnittstemperaturen auf unserem Planeten, also dem ganzen Globus und nicht um einzelne Gebiete, Kontinente, die Nord- oder Südhalbkugel oder um zeitlich begrenzte regionale Klimaveränderungen, wie die in Jütland, die dann fast zum Untergang des Römischen Reiches geführt hätte.

Ian Plimer bezieht sich mit seiner Aussage auf das nordeuropäische Mittelalter, also die Nordhalbkugel. Dass es auf der Südhalbkugel der Erde genau umgekehrt war, verschweigt er, da er als Lobbyist und vor allem im Bereich der Desinformation tätig ist. Dort war es nämlich zu dieser Zeit viel kühler als normal. Wir alle kennen den Witz, wenn man den Kopf in den Gefrierschrank und die Füße in den Backofen steckt, dann hat man eine angenehme Temperatur. Genau das macht Plimer, er bezieht sich auf einen Teil und nicht auf das Ganze.

Es stellt sich also die Frage: Wann war es auf der Erde eigentlich schon einmal so warm wie heute? Das können wir eindeutig beantworten: vor genau 5 Millionen Jahren. Wenn wir jetzt noch gegenüberstellen, dass sich die heutige Erwärmung in den letzten 250 Jahren global so rasant entwickelt hat, dann dürfte klar sein, wer dafür verantwortlich ist.2

Die Natur braucht etwa 10.000 Jahre, um diese Temperaturschwankungen zu erzeugen. Wir haben es in 250 Jahren geschafft. Diese Fakten sind durch viele wissenschaftliche Studien belegt, selbst die fossile Wirtschaft kam bei dem Versuch den anthropogenen Klimawandel zu widerlegen zu dem Ergebnis „Wir sind schuld“. Nur haben die Konzerne, die das seit den 70er Jahren wussten, daraus keine Konsequenzen gezogen, sondern alles getan, um die Klimawissenschaftler zu desavouieren.3

Wetter – Witterung – Klima

Das Problem ist, dass der Klimawandel nicht verstanden wird. Dann kommen solche Kommentare:

An diesem Bild von Heute, sieht man, dass die Anstrengungen gegen die Erderwärmung zumindest in Deutschland Wirkung zeigen.Wenn das so weitergeht muss man bald im Hochsommer die Heizung anschalten und mit Gummistiefeln rumlaufen. “

Beitrag eines Users in Facebook zum Wetter

Es gibt drei Begriffe, die immer wieder gerne verwendet, verwechselt oder zu Propagandazwecken missbraucht werden.4

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1) Wetter

Wetter ist das, was wir aktuell spüren, sehen, also dem wir aktuell ausgesetzt sind. Also aktueller Regen, aktueller Schnee, aktuelle Hitze.

2)Witterung

Witterung bezeichnet eine Wetterperiode, die 2 – 3 Tage oder auch 3 Wochen andauern kann. Es handelt sich also um einen kurzen Zeitraum mit gleichbleibendem Wetter.

3) Klima

Klima ist im Gegensatz zu Wetter oder Witterung die statistische Auswertung von Wetter und Witterung über einen Zeitraum von 30 Jahren. Diese zeigt an, ob sich das Klima ändert. Klimawandel bedeutet die Zunahme von Wetterextremen, also Stürmen, Dürren, Überschwemmungen oder die Zahl der Tropennächte.

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Klimawandel bedeutet, dass Wetterextreme in beide Richtungen auftreten können. Diese Leute blenden auch aus, dass es in Europa eben auch die andere Seite des Extremwetters gibt, wie in Spanien, Frankreich, Italien (dort haben wir 2023 beide Varianten gesehen, erst Dürre, dann Überschwemmungen), Griechenland, Amerika usw. usf. Wenn die Durchschnittstemperatur in Deutschland das 2°-Ziel längst überschritten hat, kann es trotzdem extrem kalt werden, weil die Jetstreams an Kraft verlieren und sich die Polarluft weit nach Süden ausdehnen kann.

2023 haben wir global den wärmsten Juli erlebt, obwohl es in Deutschland einen völlig normalen mitteleuropäischen Sommer gibt.

Krise – Katastrophe – Apokalypse

1972 erschien der Bericht des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“! Darin wurde darauf hingewiesen, dass wir, die Industrienationen der nördlichen Hemisphäre, wenn wir so weitermachen wie bisher, unsere eigene Existenz zerstören.

Unsere gegenwärtige Situation ist so verwickelt und so sehr Ergebnis vielfältiger menschlicher Bestrebungen, daß keine Kombination rein technischer, wirtschaftlicher oder gesetzlicher Maßnahmen eine wesentliche Besserung bewirken kann. Ganz neue Vorgehensweisen sind erforderlich, um die Menschheit auf Ziele auszurichten, die anstelle weiteren Wachstums auf Gleichgewichtszustände führen. Sie erfordern ein außergewöhnliches Maß von Verständnis, Vorstellungskraft und politischem und moralischem Mut. Wir glauben aber, daß diese Anstrengungen geleistet werden können, und hoffen, daß diese Veröffentlichung dazu beiträgt, die hierfür notwendigen Kräfte zu mobilisieren.“

Schlussfolgerung aus: Die Grenzen des Wachstums5

Wenn wir also die heutige Diskussion betrachten, dann müssen wir das immer unter dem Aspekt tun: Seit wann wissen wir davon, wie war die Entwicklung und was wurde letztendlich getan? Die Antwort ist kurz und erschreckend einfach. Wir haben nichts getan, um den Anstieg der CO2-Konzentration zu begrenzen oder gar auf den Stand vor der Industrialisierung, also der Zeit, in der sich die Menschen entwickeln konnten, zurückzuführen.

Wenn wir weiter diskutieren wollen, müssen wir zunächst einmal definieren, was Krise, was Katastrophe, was Apokalypse bedeutet. Denn man wirft uns ja gerne vor, dass wir Panikmache betreiben, und das in Anbetracht der Zeit, die vergangen ist.

Krisen, Katastrophen oder Apokalypsen und andere Ereignisse werden in zwei Kategorien eingeteilt. In „weiße Schwäne“ und „schwarze Schwäne“. Der schwarze Schwan steht für unerwartete Ereignisse, die niemand kommen sah, die sich nicht ankündigten, die nicht kalkulierbar waren. Der weiße Schwan steht für Ereignisse, die vorhersehbar waren, bei denen wir also wussten, was passieren würde, die berechenbar waren oder die sich aus bestimmten Umständen ergeben, wie zum Beispiel Erdbeben aufgrund der Plattentektonik. Wir wissen, dass es Erdbeben geben wird, aber wir wissen nicht genau, wann und wie stark sie sein werden.

Als Krise bezeichnen wir einen Zustand, in dem die normalen Aktivitäten eingeschränkt sind, weil etwas aus den Fugen geraten ist. Aber durch entsprechende Vorsorge und aktives Handeln kann die Krise beendet werden oder die Auswirkungen der Krise können verringert oder sogar verhindert werden. Wenn ich in einem Erdbebengebiet alle Gebäude entsprechend erdbebensicher baue, dann gibt es kaum Schäden, die Versorgung der Menschen ist gesichert und es sind keine Todesopfer zu beklagen. Wenn es aber keine Krisenintervention, keine Krisenplanung gibt, wenn also im Erdbebenbeispiel eben nicht erdbebensicher gebaut wird, wie wir es in der Türkei oder Syrien6 gesehen haben, dann entwickelt sich die Krise zur Katastrophe, zum weißen Schwan.

Wir definieren eine Katastrophe als einen Zustand, der erhebliche Schäden verursacht hat und bei dem keine Vorsorge getroffen wurde oder getroffen werden konnte, keine Kriseninterventionsmöglichkeiten vorhanden waren oder Anzeichen einer Katastrophe ignoriert wurden. Menschenleben gehen verloren, Existenzen werden vernichtet, private und öffentliche Güter werden zerstört. Auch eine Katastrophe kann letztlich noch bewältigt werden, aber der Aufwand, der Einsatz von Kapital und Arbeitskraft ist so immens, dass die Auswirkungen im Gegensatz zu einer Krise lange anhalten, wie wir es gerade in Slowenien erleben.

Die Apokalypse ist unkontrollierbar, zerstört Menschenleben und Lebensgrundlagen für lange, lange Zeit. Einer Apokalypse sind alle ausgeliefert. Sie ist der Zusammenbruch aller staatlichen Autorität, Koordinations- und Organisationsmöglichkeiten.

Der weiße Schwan „Anthropogener Klimawandel“

Das Wissen um CO2 als Klimagas geht auf das Jahr 1856 zurück, als die Forschungsergebnisse der amerikanischen Wissenschaftlerin und Frauenrechtlerin Eunice Newton Foote auf der Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science (AAAS) in Albany, New York, vorgestellt wurden. Foote selbst durfte als Frau ihre Ergebnisse nicht präsentieren. Sie gilt als die Entdeckerin des Einflusses der Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre auf deren Temperatur als wichtige Komponente des Treibhauseffektes.

Eine Atmosphäre dieses Gases würde unserer Erde eine hohe Temperatur verleihen; und wenn sich, wie manche annehmen, die Luft in einem bestimmten Zeitraum ihrer Geschichte zu einem größeren Anteil als bisher mit ihr vermischt hätte, […] hätte dies zwangsläufig zu einer erhöhten Temperatur geführt.“

Eunice Newton Foote7

Wir sehen also: Die CO2-Problematik ist eng mit der industriellen Entwicklung verbunden und wurde schon früh erkannt. Sie wurde aber auch aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt oder gar nicht erst zugelassen. Der Zweite Weltkrieg führte zu einer weltweiten Verknappung fossiler Energieträger, wodurch alternative Energiequellen wie die Solarenergie in den Fokus rückten. Knapper Wohnraum und knappe Ressourcen führten in Amerika dazu, dass z.B. in Florida neue industriell gefertigte Vorstädte aus dem Boden gestampft wurden, die auf Solarenergie zurückgriffen.8 Doch die fossile Wirtschaft reagierte und forcierte zusammen mit anderen Industriezweigen den Stromverbrauch. 75 Prozent der damaligen Häuser wurden dezentral und autark mit Solarenergie versorgt.

Die wirtschaftliche Ausrichtung auf permanentes Wirtschaftswachstum und immer mehr Konsum wurde als unumstößliches Narrativ bis 1972 aufrechterhalten. Dann platzte der bereits erwähnte Bericht des Club of Rome „Grenzen des Wachstums“ wie eine Bombe in die Öffentlichkeit. Die Warnungen waren unmissverständlich, und heute, im Jahr 2023, können wir feststellen, dass sie berechtigt waren. Schon damals waren sich die Autoren einig: Es wird nicht leicht. Aber es fehlte der politische und moralische Mut.

In den 1970er Jahren entbrannte dann eine erbitterte Diskussion über den anthropogenen Klimawandel. Es bildeten sich zwei Lager: Die einen gingen von einer Erwärmung des Klimas aus, die anderen von normalen Klimaschwankungen oder gar von einer Abkühlung. Die Klimaforscher der staatlichen Institutionen, wie z.B. der NASA, erstellten mit ihren beschränkten Mitteln Klimamodelle, stießen aber immer wieder an ihre Grenzen. Der 1980 erschienene Global 2000 spiegelt diese Diskussionen wider.

So finden wir im Kapitel Klimaveränderung und Umwelt folgende Einleitung:

Die Prognosen

In Anbetracht der Schwierigkeit, Klimamodelle zu erstellen, ist es gegenwärtig nicht möglich, allgemein anerkannte, quantitative Klimaprognosen abzugeben. Statt dessen entwickelte die CIA für Global 2000 drei klimatologische Szenarien von ungefähr gleichen Wahrscheinlichkeitsgrade und erläutert in einer Beschreibung die wesentlichen und mutmaßlichen Hauptauswirkungen eines jeden. Um diese drei in Kapitel 4 ausführlich erörterte Szenarien noch einmal zu benennen:

FALL I: KEINE VERÄNDERUNG. Annähernd die selben Klimaverhältnisse wie im Zeitraum von 1941 -70.

FALL II: ERWÄRMUNG. Allgemeine, hauptsächlich in den Polar- und höheren Mittelbreiten auftretende Erwärmung im Verein mit geringeren Niederschlagsschwankungen von Jahr zu Jahr und leichten Zunahmen der globalen Niederschläge bei erhöhter Wahrscheinlichkeit kontinentaler Dürreperioden in den USA.

Fall III: ABKÜHLUNG. Abkühlung in den höheren und mittleren Breiten bei gleichzeitiger Abnahme der Niederschlagsschwankungen von Monat zu Monat und Jahr zu Jahr, allgemeiner Verlagerung der Sturmbahnen auf den Äquator zu, häufiger Monsunausfällen in Indien und wiederholten schweren Dürreperioden in der Sahelzone ( wie im Zeitraum von 1972-74)9

Was wir heute wissen ist, dass die fossilen Konzerne in dieser Zeit eigene Forschungen betrieben haben, um die These vom anthropogenen Klimawandel zu widerlegen. Wir wissen auch, dass die CIA eng mit den US-Konzernen verbunden war. Diese hatten 1973 in Chile einen Putsch angezettelt, um den demokratisch gewählten sozialistischen Präsidenten Allende zu ermorden.

Die Ergebnisse der fossilen Konzerne waren jedoch aus heutiger Sicht sehr genau, im Gegensatz zu den Behauptungen der CIA in Global 2000. So veröffentlichte die FAZ Auszüge aus dem Artikel von François Durand-Dastès „Luftverschmutzung und Klima“, der 1971 in der Hauszeitschrift des französischen Total-Konzerns erschienen war.

Seit dem 19. Jahrhundert verbrennen die Menschen immer mehr fossile Brennstoffe. Dadurch werden enorme Mengen Kohlendioxid freigesetzt […] Die Gesamtmenge an Kohlendioxid in der Atmosphäre hat sich also deutlich erhöht. […] Der Anstieg betrug in den letzten 150 Jahren rund 15 Prozent, was nicht zu vernachlässigen ist.“ Und schließlich folgende Prognose: „Wenn der Verbrauch von Kohle und Öl in den kommenden Jahren im gleichen Rhythmus bleibt, wird die Kohlendioxidkonzentration um 2010 400 ppm erreichen […]“.10

Doch nicht nur Total wusste, was sie mit ihrem Geschäftsmodell anrichten würden, auch die Firma EXXON11 verfügte über erstaunlich genaue Daten zur globalen Erwärmung durch CO2-Emissionen.

Was ExxonMobil erstaunlich genau wusste, und was ExxonMobil dann bekanntlich leider tat, steht in scharfem Kontrast“, erklärt Stefan Rahmstorf vom PIK, Ko-Autor der Studie. „Eine Exxon-Projektion sagte sogar schon 1977 korrekt voraus, dass die Nutzung fossiler Brennstoffe ein ‚kohlendioxidinduziertes Superinterglazial‘ verursachen würde. Das ist eine Warmzeit, die nicht nur viel wärmer ist als alles in der Geschichte der menschlichen Zivilisation, sondern sogar wärmer als die letzte Warmzeit vor 125.000 Jahren. Durch den unaufhörlichen Ausstoß von Treibhausgasen sind wir heute schon weit auf dem Weg dorthin.“12

Die Ergebnisse der Klimaforschung von EXXON wurden in einer wissenschaftlichen Studie untersucht und entsprechend bewertet. Wer sich näher mit dieser Studie beschäftigen möchte, kann dies im Wissenschaftsmagazin SCIENCE13 tun.

Das Fazit ist folgendes:

Im Jahr 2015 entdeckten investigative Journalisten unternehmensinterne Memos, aus denen hervorging, dass der Ölkonzern Exxon seit Ende der 1970er Jahre wusste, dass seine Produkte aus fossilen Brennstoffen zur globalen Erwärmung mit „dramatischen Auswirkungen auf die Umwelt vor dem Jahr 2050“ führen könnten. Dann tauchten weitere Dokumente auf, aus denen hervorgeht, dass der größte Handelsverband der US-amerikanischen Öl- und Gasindustrie dies ebenfalls seit mindestens den 1950er Jahren wusste, ebenso wie die Kohleindustrie seit mindestens den 1960er Jahren und die Elektrizitätsversorger, der Ölkonzern Total sowie die Automobilhersteller GM und Ford Zumindest in den 1970er Jahren. Wissenschaftler und Journalisten haben die in diesen Dokumenten enthaltenen Texte analysiert und qualitative Berichte über das Wissen der Interessenvertreter fossiler Brennstoffe über die Klimawissenschaft und ihre Auswirkungen geliefert.“14

Die Analyse der Auswirkungen von CO2 in Global 2000 ist sehr präzise und hat sich heute, 43 Jahre später, als völlig richtig erwiesen. Das Geophysics Study Committee der National Academy of Sciences, das die Zukunftsaussichten mit einem der umfassendsten Klimamodelle untersuchte, die je zur Untersuchung solcher Probleme entwickelt wurden, stellte damals fest:

»Bereits bei einer Verdoppelung des Kohlendioxydgehalts der Atmosphäre prognostiziert das Modell für die mittleren Breiten einen Anstieg der Durchschnittstemperatur der unteren Atmosphäre um ca. 2°-3° C und eine 1%ige Zunahme des [globalen] Niederschlagsmittels. In den Polarregionen liegt der Temperaturanstieg um den Faktor 3 oder 4 höher. Jede weitere Verdoppelung des Kohlendioxydgehalts bedeutet einen zusätzlichen Anstieg der Lufttemperatur um 2°-3°C. Die für 2150-2200 n. chr. vorhersehbare Zunahme des Kohlindioxydgehaltes könnte zu einem Ansteigen der globalen Luft-Durchschnittstemperatur um mehr als 6°C führen – was dem Temperaturunterschied zwischen der Gegenwart und dem warmen mesozoischen Klima entspräche, das vor 70-100 Miilionen Jahren auf unserer Erde herrschte.« [Kursiv im Original]“15

Global 2000 hat den Zeitraum bis zum Jahr 2000 untersucht und betont für diesen Zeitraum immer wieder, dass die Zukunftsprognosen nicht verifiziert werden können. Für den verbleibenden Zeitraum von 1980 bis 2000 behauptet er, dass sich klimatisch nichts ändern wird. Er hält an dieser Aussage fest:

(1) Das Klima wird, wie es seit eh und ja, auch in Zukunft weitgehend unvorhersehbarer Weise schwanken. (2) Von der charakteristischen Wechselhaftigkeit abgesehen, läßt sich für den Zeitraum zwischen Gegenwart und dem Jahr 2000 jedoch kein nennenswerter Erwärmungs- oder Abkühlungstrend voraussagen.“16

Verfolgt man die aktuelle Diskussion um den anthropogenen Klimawandel, so stellt man fest, dass die AfD und die Leugner des anthropogenen Klimawandels in den Unionsparteien und der FDP nichts anderes tun, als die Diskussion auf der Basis der 70er Jahre fortzusetzen. führen. Vor allem die AfD fährt auf der Schiene, die die CIA für Global 2000 entwickelt hat. Dabei sind die Aussagen und Forderungen der Klimaforscher eindeutig:

Die Gefahr dieser anthropogenen Einflüsse auf das Klima liegt nicht in einem unmittelbar drohenden, massiven Klimaumschwung, sondern eher, in unserem derzeit so mangelhaften Wissensstand und der Unfähigkeit der Institutionen, die Gesellschaft, wofern sich Anhaltspunkte für ernste Folgen abzeichnen, zu wirksamen Gegenmaßnahmen zu veranlassen. Die wohl bedrohlichsten anthropogenen Gefahren für die Klimastabilität sind CO2-Emissionen und die Freisetzung von Chemikalien, die die Ozonschicht der Stratosphäre reduzieren. In beiden Fällen ist es für die einzelne Nation unmöglich, sich vor den Folgen der Handlungen anderer Nationen zu schützen. Diese Probleme besitzen mithin wirklich globale Tragweite und können von keiner der momentan existierenden menschlichen Institutionen angemessen bewältigt werden.

Im Kommentar zu ihren Forschungsergebnissen über das Kohlendioxyd gelangte die National Academy of Sciences zu demSchluß: »Falls sich dievorläufige Abschätzung der für das ausgehende 22. Jahrhundert bevorstehenden Klimaveränderungen bestätigt, gilt es unverzüglich eine Revision der globalen Energiepolitik vorzunehmen, da sich lange vor dem in Aussicht genommenen Zeitpunkt auf der ganzenWelt einschneidende Klimabelastungenbemerkbar machen werden. AndereUntersuchungen unterstreichen die Besorgnis der Academy und kündigen für das Jahr 2000 bzw. die Zeit unmittelbar danach bedeutende Veränderungen der CO2-Konzentrationenan.“17

Die Aussagen sind klar und deutlich: Als Global 2000 herauskam, hätten die Regierungen der Welt aufgefordert werden müssen, „gilt es unverzüglich eine Revision der globalen Energiepolitik vorzunehmen“. Es hätten auch sofort entsprechende Organisationen auf UN-Ebene geschaffen werden müssen, die dies auf globaler Ebene hätten organisieren können. Die Warnungen wurden ebenso ignoriert wie acht Jahre zuvor der Bericht des Club of Rome „Grenzen des Wachstums“.

Selbst innerhalb der einzelnen Nationen wird die Notwendigkeit, gravierende Entscheidungen in diesen Punkten zu treffen, den existenten Institutionen erhebliche Mühe bereiten und langwierige Debatten erfordern, zumal auf Weltebene weder eine geeignete Einrichtung noch ein Präzedenzfall für derartige Entscheidungen bzw. die hierzu erforderliche Zusammenarbeit vorhanden ist.

Auch wenn bis zum Jahre 2000 keine einschneidenden weltweiten Klimaveränderungen zu gewärtigen sind, werden die anthropogenen Kräfte in beschleunigtem Tempo auf das Weltklima einwirken. Werden diese Kräfte und ihre Auswirkungen nicht bald mit aller Sorgfalt untersucht, überprüft und analysiert,werden die menschlichen Institutionen auf die schwierigen Entscheidungen, die in den achtziger oder spätestens in den neunziger Jahren dieses Jahrhunderts auf sie zukommen, nicht ausreichend vorbereitet sein.“18

Heute, mehr als vierzig Jahre später, befinden wir uns genau in der vorhergesagten Katastrophe und UN-Generalsekretär António Guterres bleibt nichts anderes übrig, als die Weltgemeinschaft zu ermahnen:

Letztes Jahr waren mehr als die Hälfte aller neuen Vertreibungen weltweit auf wetterbedingte Katastrophen zurückzuführen“, sagte Vitorino. „Millionen haben ihr Zuhause, den Zugang zu Nahrung und Wasser und ihre gesamte Lebensgrundlage aufgrund der sich verschlechternden und häufigeren Klimagefahren verloren.“19

Wir sind in einem Kampf auf Leben und Tod um unsere eigene Sicherheit heute und unser Überleben morgen.“20

António Guterres, UN-Generalsekretär

Wir können also feststellen, dass wir sehenden Auges von der Krise, d.h. der Beherrschbarkeit des anthropogenen Klimawandels, in die Klimakatastrophe geführt wurden. Das ist wie bei einem Haus oder einem Auto. Wenn ich den Status quo, also die normale Nutzung, zugrunde lege, ohne zu schauen, ob etwas repariert oder verändert werden muss, dann kommt es, wie es kommen muss, die Kosten für Schäden oder Veränderungen werden immer höher. Die Regierungen der Welt haben sich gescheut zu handeln, weil es die große Erzählung zerstört hätte, dass man mit dem Wachstum von morgen die Zerstörungen von gestern und heute reparieren kann.

Die Klimakatastrophe ist also kein schwarzer Schwan, der ohne Vorwarnung über uns hereinbricht, sondern sie ist wie Weihnachten, jeder weiß, dass Weihnachten kommt, und doch brechen wir wie kurz zuvor in Stress und Hektik aus, weil wir es einfach verdrängt haben und plötzlich ist der 23. Dezember. Wir wissen es, seit Eunice Newton Foote 1856 ihre Entdeckung veröffentlichte. Wir hatten alle Zeit der Welt, wir hatten alle Ressourcen der Welt und alles Geld der Welt, um die Katastrophe abzuwenden. Doch die Macht der fossilen Konzerne mit all ihrem Geld, die Desinformations- und Werbekampagnen haben die Menschheit in Sicherheit gewiegt, obwohl diese Konzerne sich der Folgen ihres Handelns bewusst waren. Wir haben daher jedes Recht, sie jetzt für den globalen Schaden, den sie angerichtet haben, zur Verantwortung zu ziehen.

Auch die Vorhersagen von 1980 haben sich als falsch erwiesen. Das Szenario der CIA, das in Global 2000 favorisiert wurde, nämlich dass bis zum Jahr 2000 alles so bleibt wie es ist, hat sich, wie wir hier sehen, als falsch herausgestellt und diente nur dazu, die Regierungen zu beruhigen, nicht handeln zu müssen.21

Fazit:

Wir haben nur noch wenige Jahre, um die Klimaapokalypse abzuwenden. Jedes Jahr, das wir mit der Anpassung warten, bringt die Menschheit einen Schritt näher an ihre Vernichtung. Vernichtung bedeutet jetzt nicht, dass es keine Menschen mehr gibt, sondern dass die Zivilisation, wie wir sie heute kennen, aufhört zu existieren. Denn schon jetzt sehen wir, dass die bisherige Erwärmung die Permafrostböden in erheblichem Maße auftauen lässt und damit das viel gefährlichere Methan entweicht und den Klimawandel anheizt. Im Jahr 2023 haben wir zum ersten Mal eine Erwärmung der Ozeane gemessen, wie wir sie noch nie gesehen haben. Auch die Speicherkapazität an CO2 der Ozeane scheint an ihre Grenzen zu stoßen.

Zwei-Grad-Grenze in drei Millionen Jahren nie überschritten

In der ganzen rekonstruierbaren Klimageschichte, das zeigt die neue Studie des PIK, war der 

CO2-Anteil noch nie so hoch wie heute (400 ppm CO2). In den vergangenen 800.000 Jahren sicher nicht, wahrscheinlich aber nicht einmal im gesamten Quartär. Und auch die globale Temperatur lag in den vergangenen drei Millionen Jahren niemals mehr als zwei Grad über der des vorindustriellen Zeitalters.

„Es scheint, dass wir unseren Heimatplaneten derzeit über alle klimatischen Bedingungen hinausdrängen, die während des gesamten, aktuellen erdgeschichtlichen Zeitalters herrschten, dem Quartär.“ Matteo Willeit

Diese Zwei-Grad-Grenze ist genau die, um die in der Klimapolitik gerungen wird: Im Paris-Protokoll, dem internationalen Klimaabkommen von 2015, haben sich die Nationen weltweit darauf verständigt, die Klimaerwärmung auf höchstens zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit (1850 bis 1900) zu beschränken. Dazu müsste, da sind sich Klimaforscher weltweit einig, der CO2-Ausstoß in sehr großem Maße verringert werden – in nur wenigen Jahrzehnten.

Was kommt hinter der Zwei-Grad-Grenze?

Für die Forscher am PIK wird die Dringlichkeit des Wandels in der Klimapolitik gerade dadurch deutlich, dass sie Jahrmillionen zurückblicken. Denn wenn das Zwei-Grad-Ziel verpasst würde und die globalen Temperaturen darüber hinaus steigen, würde man alle bekannten klimatologischen Bedingungen des jetzigen Erdzeitalters hinter sich lassen.

Im Bezug auf den zukünftigen Klimawandel bedeutet das: Wenn es nicht gelingt, die CO2-Emissionen wesentlich zu senken, um gemäß des Paris-Protokolls die globale Erwärmung auf weit unter zwei Grad zu beschränken, dann wird das das Erdklima nicht nur von den bekannten nacheiszeitlichen Bedingungen des heutigen Holozäns abbringen, sondern das Klima wird auch aus den klimatischen Bedingungen der gesamten gegenwärtigen geologischen Periode gestoßen.“ Willeit, Ganopolski et al22

Die Konsequenzen

Wir können also mit Fug und Recht behaupten, dass der heutige Klimawandel das Werk der Menschen in den Industrieländern ist. Welche Konsequenzen müssen wir ziehen? Wir müssen jetzt in den verbleibenden 4 – 8 Jahren technologisch nachholen (um die 2° Erwärmung noch zu begrenzen), was wir in den letzten 50 Jahren versäumt haben, nämlich die Dekarbonisierung der Energie- und Wärmeerzeugung, der Produktion und des Verkehrs. Damit werden wir die Extremwetterereignisse vorerst nicht reduzieren können, aber wir können den Prozess verlangsamen und eine Gesundung des Klimas einleiten. Wir müssen also das Ziel, die Emissionen auf das vorindustrielle Niveau zu senken, 20 Jahre früher erreichen.

Außerdem müssen wir Forst- und Landwirtschaft, aber auch unsere Städte an die neuen Wetterextreme anpassen. Doch genau das wollen die sogenannten Querdenker der AfD und anderer faschistischer und faschistoider Parteien und Organisationen verhindern und machen lautstark Stimmung. Wie schon in der Covid-19 Pandemie, mobilisieren sie in den sozialen Medien gegen den bundesweiten nationalen Hitzeschutzplan.23

Was kommt auf uns in den Kommunen zu?

Starkregen und Hochwasser

Wir werden deutlich mehr Starkregenereignisse haben. Unsere Kanalisation stammt aber überwiegend aus den 1950er und 1960er Jahren und ist für die zu erwartenden Starkregenereignisse zu eng dimensioniert. Wie bei der Katastrophe im Ahrtal müssen die Gewässer auf ihre Überflutungstoleranz hin untersucht werden und es müssen Ausweich- und Auffangmöglichkeiten für das Wasser geschaffen werden, wie z.B. Regenrückhaltebecken. Gerade im Bereich der Wasserwirtschaft sind intensive Anstrengungen und Investitionen notwendig, da diese sowohl für Hochwasser als auch für Trockenperioden wichtig sind.

Risikobewertung in verschiedenen Lebensräumen

Der Klimawandel und der damit verbundene Meeresspiegelanstieg haben massive Auswirkungen auf die einzelnen Regionen. So werden zum Beispiel enorme finanzielle Mittel in den Küstenschutz investiert werden müssen.24 Aber auch in den Bergen und insbesondere im alpinen Lebensraum müssen sich die Menschen auf dramatische Veränderungen einstellen. Denn der Permafrost im Hochgebirge ist der Kitt, der die Berge zusammenhält. Doch dieser Kitt verschwindet in immer größerem Ausmaß.25 Der Lebensraum Alpen ist ebenso bedroht wie der Lebensraum Küste. Aber auch in anderen Landschaften ist bei extremen Niederschlägen mit Hangrutschungen und Unterspülungen zu rechnen.

Einschneidende Sofortmaßnahmen erforderlich

Der anthropogene Klimawandel wird um ein Vielfaches teurer, als wenn wir heute damit beginnen, ihm entgegenzuwirken. Gerade Hochtechnologieländern wie Deutschland kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Hier sind die Kapazitäten für Forschung und auch für die Umsetzung vorhanden, wenn Politik und Bevölkerung begreifen, dass wir kurz vor der Klimaapokalypse stehen und heute handeln müssen, um unseren gesellschaftlichen Wohlstand zu erhalten. Das ist die einzige Option, die wir haben. Dazu gehört dann auch die gesellschaftliche Diskussion darüber, was Wohlstand eigentlich ist, wie man ihn misst und wer Anspruch darauf hat. Wir werden nicht umhin kommen, unsere Gewohnheiten radikal zu ändern.

Wir sehen ja, dass weltweit Forscher:innen daran arbeiten, unsere einzige Welt zu retten. Seien es effizientere Batterien oder Kunststoffe wie PET, die durch Enzyme abgebaut werden können, um daraus wieder neues PET in einem endlosen Kreislauf ohne Abfall zu produzieren. In den Kommunen sind wir gefordert, Schutzmaßnahmen zu entwickeln, die den Menschen direkt zugute kommen. Wir müssen den Individualverkehr mit dem Auto radikal reduzieren und alternative Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad bevorzugen. Die nächsten 10 Jahre werden darüber entscheiden, ob die Menschheit eine Zukunft hat oder ob die Welt und die Zivilisation, die wir heute kennen, unwiederbringlich zerstört werden.26

Fußnoten

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Ian_Plimer

2 https://climatescience.org/de/advanced-climate-future-temperatures

3 https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde-klima/interne-daten-oelkonzern-exxon-wusste-frueh-vom-klimawandel-18599437.html

4 https://www.t-online.de/tv/klima-und-nachhaltigkeit/id_100218260/regen-und-kuehles-wetter-im-sommer-warum-das-trotz-klimawandel-passiert.html

5 Meadows et al.: Die Grenzen des Wachstums. S. 172–173
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums

6 https://www.tagesschau.de/ausland/asien/erdbeben-tote-tuerkei-syrien-101.html

7 https://de.wikipedia.org/wiki/Eunice_Newton_Foote

8 https://www.arte.tv/de/videos/073938-000-A/die-erdzerstoerer/ ab 1:00:45

9 Global 2000, Zweitausendeins, Seite 548f

10 https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/total-und-der-klimawandel-man-wusste-bescheid-17593813.html

11 Die Exxon Valdez war ein unter Flagge der Vereinigten Staaten fahrender Öltanker des amerikanischen Mineralölkonzerns Exxon. Das Schiff lief am 24. März 1989 vor Alaska im Prinz-William-Sund auf Grund und löste damit eine Ölpest und eine der größten Umweltkatastrophen der Seefahrt aus

12 https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/oelkonzern-exxon-kannte-klimawirkung-ganz-genau-neue-studie-in-science

13 https://www.science.org/doi/10.1126/science.abk0063

14 ebenda

15 Global 2000, Zweitausendeins, Seite 558ff

16 Global 2000, Zweitausendeins, Seite 571

17 Ebenda, Seite 572

18 Global 2000, Zweitausendeins, Seite 573 f

19 https://unric.org/de/200821-klima/

20 https://www.zdf.de/nachrichten/politik/guterres-klima-ueberhitzung-treibhausgase-cop27-100.html#:~:text=In%20einem%20dramatischen%20Appell%20hat,%C3%9Cberhitzung%20des%20Planeten%20zu%20tun.

21 https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klima-fuenf-waermste-jahre-seit-beginn-der-industrialisierung-alle-seit-2010-a-1188611.html

22 https://www.br.de/nachrichten/wissen/temperaturen-steigen-40-mal-schneller-als-nach-letzter-eiszeit,RYeLeIy

23https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_100210396/klimakrise-schon-bei-hitzetipps-kommt-es-im-ministerium-zum-streit.html

24 https://www.helmholtz-klima.de/aktuelles/die-nordsee-im-klimawandel-hier-steigt-das-wasser

25 https://www.merkur.de/welt/alpen-permafrost-erwaermung-umwelt-forschung-schmelze-katastrophen-muren-felssturz-zr-91045884.html

26 https://www.rnd.de/panorama/hitzerekord-4-juli-2023-war-der-weltweit-heisseste-tag-seit-aufzeichnung-BT2DQZQCSFIATGYTUK4BOB77GU.html

Material und weitere Links

Energie­bedingte CO2-Emissionen und CO2-Konzen­tration in der Atmosphäre seit 1860

Energiebedingte CO2-Emissionen inklusive der Emissionen aus Industrieprozessen.

JahrCO2-Emis­sionen in GtCO2-Konzen­tration in der Atmos­phäre in ppm
2022417 2)
202136,26 1)415 2)
202034,22 1)412 2)
201936,08 1)410 2)
201836,06 1)408 2)
201735,21 1)405 2)
201634,63 1)403 2)
201534,56 1)400 2)
201434,66 1)397 2)
201334,54 1)395 2)
201233,87 1)393 2)
201133,46 1)391 2)
201032,43 1)389 2)
200930,54 1)387 2)
200830,94 1)385 2)
200730,72 1)383 2)
200629,57 1)381 2)
200528,57 1)379 2)
200427,54 1)377 2)
200326,31 1)375 2)
200225,18 1)373 2)
200124,70 1)371 2)
200024,34 1)369 2)
199923,59 1)368 2)
199823,42 1)366 2)
199723,25 1)363 2)
199622,83 1)362 2)
199522,36 1)360 2)
199421,74 1)358 2)
199321,61 1)357 2)
199221,48 1)356 2)
199121,51 1)355 2)
199021,39 1)354 2)
198920,76 1)353 2)
198820,34 1)351 2)
198719,64 1)349 2)
198618,97 1)347 2)
198518,60 1)346 2)
198418,03 1)344 2)
198317,45 1)343 2)
198217,33 1)341 2)
198117,51 1)340 2)
198017,75 1)339 2)
197917,92 1)337 2)
197817,39 1)333 3)
197716,88 1)332 3)
197616,32 1)331 3)
197515,50 1)330 3)
197415,42 1)328 3)
197315,45 1)327 3)
197214,61 1)326 3)
197113,93 1)325 3)
197013,65 1)324 3)
196510,50 1)319 3)
19608,70 1)316 3)
19556,95 1)313 3)
19505,57 1)311 3)
19404,72 1)310 3)
19303,85 1)307 3)
19203,47 1)303 3)
19103,00 1)299 3)
19001,94 1)296 3)
18600,36 4)286 3)

Quellen:

 Volker Quaschning und Bernhard Siegel, 11/2022.

https://www.t-online.de/finanzen/aktuelles/wirtschaft/id_100215062/klimakrise-eskaliert-hitze-und-waldbraende-konzerne-giessen-oel-ins-feuer.html

https://www.ancient-origins.de/nachrichten-geschichte-und-archaeologie/evian-baum-007242

https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-08/waldbraende-griechenland-athen-euboea-athen-hitze-feuerwehr/komplettansicht

https://www.merkur.de/welt/italien-waldbraende-suedeuropa-wo-feuer-brand-gardasee-ueberblick-news-ticker-kreta-portugal-bibione-91671176.html

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/wissen/id_100219186/antarktis-forscher-beunruhigt-zu-wenig-eis-bei-minus-32-grad.html

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/wetter/id_100219790/heftige-unwetter-in-slowenien-i-staudamm-gebrochen-angst-vor-flutwelle.html

https://www.t-online.de/nachhaltigkeit/klima-und-umwelt/id_100216702/klimakrise-in-deutschland-folgen-jetzt-schon-spuerbar-fakten-alarmieren.html

https://www.t-online.de/finanzen/aktuelles/wirtschaft/id_100215062/klimakrise-eskaliert-hitze-und-waldbraende-konzerne-giessen-oel-ins-feuer.html

https://www.t-online.de/nachhaltigkeit/klima-und-umwelt/id_100215606/ozeantemperaturen-so-hoch-wie-im-whirlpool-expertin-diese-folgen-drohen.html

https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100209166/hitze-braende-fluten-die-bundesregierung-muss-handeln-.html

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/wetter/id_100211956/griechenland-erwartet-rekord-hitze-mit-bis-zu-45-grad.html

https://www.t-online.de/gesundheit/aktuelles/id_100212032/who-ist-besorgt-virus-aus-den-tropen-breitet-sich-durch-klimawandel-aus.html

https://www.t-online.de/nachhaltigkeit/klima-und-umwelt/id_100212022/klimawandel-ausser-kontrolle-forscher-widerspricht-aber-warnt-vor-irrtum.html

https://www.rnd.de/panorama/italien-nach-hitze-schwere-unwetter-tornados-und-hagel-RJXF2HJBLVDK7HAYAJJ35RZA5U.html

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/katastrophen/id_100211956/waldbraende-in-griechenland-touristen-auf-urlaubsinsel-evakuiert.html

https://www.ardmediathek.de/video/dokus-im-ersten/ard-story-lng-um-jeden-preis/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzIwMjMtMDUtMzFfMjItNTAtTUVTWg?fbclid=IwAR36sqtj-U8fFPXbMOcTuTGtK59qfyXbVxRsoE67u3Ge4lhMhbx4ngf4tHM

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/wetter/id_100208436/klimakrise-ausser-kontrolle-so-hat-das-extremwetter-nordamerika-im-griff.html

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/wetter/id_100208414/hitzerekord-in-deutschland-hoechste-jahrestemperatur-gemessen.html

https://www.t-online.de/leben/aktuelles/id_100208304/ozeane-verfaerben-sich-gruen-folge-des-klimawandels-das-steckt-dahinter.html

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/wetter/id_100208724/hitzewelle-in-den-usa-es-ist-die-hoelle-.html

https://www.t-online.de/leben/reisen/europa/id_100188770/extreme-hitzewelle-auf-mallorca-hoechsttemperaturen-bis-zu-45-grad-.html

https://www.t-online.de/tv/nachrichten/panorama/id_100210582/riesiger-berg-steht-in-flammen.html

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2020-12/waldbraende-2020-feuer-saison-klimawandel-kalifornien-arktis-regenwald

https://www.t-online.de/leben/aktuelles/id_100209030/klimawandel-reiseexperte-goessling-warnt-vor-folgen-fuer-tourismus.html

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/klimawandel-der-oelkonzern-total-wusste-seit-1971-von-der-globalen-erwaermung-a-b31a50ef-1d28-4774-a0a3-ca70756c0b70

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/klimawandel-der-oelkonzern-total-wusste-seit-1971-von-der-globalen-erwaermung-a-b31a50ef-1d28-4774-a0a3-ca70756c0b70

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Dieser Text wurde am 08.042019 geändert, geänderte Teile und Ergänzungen sind in roter Schrift

Die ökosozialistische Gesellschaft – eine konkrete Utopie

1982 saß ich an meiner wissenschaftlichen Hausarbeit, „Die ökosozialistische Gesellschaft – eine konkrete Utopie“, die ich an der Sozialakademie in Dortmund geschrieben habe und die meine Karriere in Politik oder Gewerkschaft schon vor dem eigentlichen Beginn vernichten sollte.

Nein, ich bin nicht traurig oder sehe mich als Opfer der Verhältnisse. Im Gegenteil, was wäre gewesen, wenn ich mich dem damaligen Mainstream der Reformsozialisten ergeben hätte. Wahrscheinlich würde ich heute im Bundestag in der SPD-Fraktion sitzen und bar jeglichem Realitätssinn das ALG II als Erfolgsstory verkaufen und Martin Schulz als neuen Messias bejubeln .

All das ist mir erspart worden und ich kann mich heute hinsetzen und die damalige Diskussion wieder beginnen. Denn heute, Jahrzehnte später sind wir in der Gesellschaft angekommen, vor der wir damals als kleine Gruppe von Ökosozialisten gewarnt haben.

Nun kann ich also diese vergessene Diskussion wieder ins Licht der Öffentlichkeit bringen und ich kann sie um einen wichtigen Teil ergänzen. weil Meine  politische Meinung hat sich ja nicht grundsätzlich verändert. Natürlich heißt das nicht, das ich ein Dogmatiker bin, sondern ich sehe politisches Handeln als lernendes System. Doch vor zwei Jahren bekam ich das Werk von Peter Kropotkin in die Finger. Diese Schriften waren das fehlende Puzzleteil. Kropotkin ist der Vater des kommunistischen Anarchismus und da ich viele Gedanken verfechte die im Grundsatz diesem Modell entstammten, es aber nicht kannte verändere ich nun den Namen.

Natürlich dürfen Politiker Fehler machen, Regierungen auch, doch was wir heute als Ergebnis der letzten 35 Jahren sehen ist, das niemand eingesehen hat, das etwas völlig falsch gelaufen ist und versucht hat die Fehler zu korrigieren. Nein, Fehler wurde auf Fehler aufgebaut und so haben wir heute eine Entwicklung, die so verfahren ist, das wir nur mit einer ungeheuren europäischen Kraftanstrengung aus diesem Dilemma herauskommen.

Ich habe lange überlegt, wie soll das Kind eigentlich benannt werden. Der Begriff Sozialismus ist ja gesellschaftlich durch und auch der Begriff der Ökologie ist eher negativ besetzt. Doch wir können es drehen und wenden wie wir wollen, wenn wir die Zerteilung der Politik in Fachrichtungen aufheben wollen, wenn wir also ein Angebot schaffen wollen, das diese Teilung aufhebt, dann bleibt uns nur der Begriff des ökologisch-kommunistischen Anarchismus. Wir können uns gegen die Etiketten durch andere nicht wehren. 

Wir müssen den beschwerlichen Weg gehen, diesen Begriff mit den von uns bestimmten Inhalten zu füllen, denn die Wirtschaft, der Finanzsektor, die konservativen und neoliberalen Kräfte werden diese Idee mit Inhalten diffamieren, die mit der eigentliche Idee nicht gemein haben.

Die Idee des „Ökologischen Sozialismus“, den wir damals entwickelten ökologisch-kommunistischen Anarchismus, soll sich nicht in theoretischen akademischen Theorien erschöpfen, sondern praktische Politikansätze liefern. Wir dürfen also nicht ängstlich auf diejenigen schauen, die schon immer alles schlecht und kaputt geredet haben, was eine soziale und ökologisch sinnvoll handelnde Gesellschaft voran bringen sollte. Konservative und reaktionäre Thinktanks, die nicht anderes getan haben als wichtige und notwendige Politikansätze, die die heutige Situation vermieden hätten, als naive Politikträumereien, Technikfeindlichkeit, Fortschrittsfeindlichkeit oder Sozialromantik diskreditiert haben.

Wir müssen in die Auseinandersetzung, die heute geführt wird, aktiv eingreifen und wir haben die Argumente auf unserer Seite. Wir können belegen, das die Situation in der wir uns heute befinden, das Ergebnis der Politik der letzten 35 Jahre ist. Unsere Kritik an der Wachstumsideologie, des Industriealismus und der menschenfeindlichen technologischen Entwicklung, beruhte ja auf den Erfahrungen der 35 Jahren davor. Wir haben nun 5 Minuten nach 12 Uhr. Wir haben damals nicht die Technik verurteilt, weil sie Technik war, wir haben die Gefahrenlage der technologischen Entwicklung untersucht und Kriterien entwickelt, ob Technik emanzipatorisch wirkt oder diktatorisch. Wir haben den Kampf gegen die Atomenergie geführt, weil wir wussten, das diese Technologie unbeherrschbar ist. Wir wurden dafür angegriffen und verteufelt.

Es mutet als Treppenwitz der Geschichte an, das gerade eine dem industriealistischen System treu ergebene Bundesregierung, den Ausstieg aus dieser Technologie in Deutschland einleitete.

Das Phoenixprojekt ist also ein Projekt, das die Positionen des ökologisch-kommunistischen Anarchismus verdeutlichen soll. Es soll sich in den nächsten Jahren zu einer Plattform entwickeln, auf der sich die in drei Teile aufgespaltenen Gruppierungen Ökologie, Soziale Grundrechte und Friedensbewegten (bestehend aus undogmatischen Linken, ökologisch Orientierten, Sozialdemokraten, Friedensbewegten, Grüne und Linke) wieder zu einem politischen Gesamtangebot vereinen können.

Zitat:
„Für die schwedische Sozialdemokratie hat die Kulturchefin der sozialdemokratischen Zeitung ,Aftonbladet‘, Yrsa Stenius, die paradoxe Lage so beschrieben: Das gemeinsame praktische Interesse von Sozialdemokratie und Industrie an wirtschaftlichem Zuwachs habe den Blick der Sozialisten eingeengt und dazu geführt, daß die Arbeiterbewegung auf die Beunruhigung vieler Menschen bezüglich Umwelt, neuer Technologien, psychischer Gesundheit im großen und ganzen bisher nur dieselbe Antwort gegeben habe wie die ,vernünftige‘ Rechte.1

Ein solcher Zustand, der permanent schwere Konflikte und Frustrationen erzeugt, ist auf Dauer nicht auszuhalten. Die Unsicherheit über die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges wächst und damit auch die Bereitschaft, über Alternativen nachzudenken. Die Kritiker des Wachstumskurses innerhalb und außerhalb der SPD und der Gewerkschaften sind nun in besonderem Maß gefordert. Sie müssen eine überzeugende konzeptionell neue Politik ausarbeiten, die ökologische und soziale Vernunft miteinander verknüpft und die es daher der Arbeiterbewegung erleichtert, von von Wachstumsillusionen endgültig Abschied zu nehmen.“2

Zitat Ende

Das haben wir vor 35 Jahren nicht geschafft, im Gegenteil alle diejenigen die sich wachstumskritisch und ökologisch engagierten wurden aus Gewerkschaften und Sozialdemokratie vertrieben, in einigen Fällen mit Ausschlussverfahren. Später gingen dann auch die Grünen, in der sich viele Ökosozialisten sammelten, den gleichen Irrweg und wurden zu einer ökoliberalen Partei.

Mit der Einführung des ALG II ist dann genau das passiert, was Yrsa Stenius so treffend beschrieben hat, aber es wurde radikaler und schlimmer als es sich die damaligen Konservativen getraut hätten. New Labour unter Tony Blair und in Deutschland Gerhard Schröder wurden zum Synonym einer sozialdemokratischen Politik, die sich von den Bedürfnissen der Menschen abwendeten und passgenaue Konzepte für die Wirtschaft entwickelten. Die Grünen hatten in dieser Zeit ihren Wandel in eine neoliberale Ökopartei abgeschlossen und stützten diese neue Politik der Privatisierung.

Der Wandel des regulierenden Staates hin zum Erfüllungsgehilfen der Industrie und der Finanzaristokratie begann mit Helmut Schmidt, der mit der Ökonomisierung und Liberalisierung der Sozialdemokratie begann. Da die Wachstumsraten den Produktivitätsfortschritt nicht mehr erreichten, begann Arbeitslosigkeit zu einem Dauerproblem zu werden. In den 1970ger Jahren begann die Globalisierung, gerade in der Eisen- und Stahlindustrie, dazu zog der Computer in die Produktion ein. Betrachtete man noch die Krisen der 1960ger Jahre als Betriebsunfall der „sozialen Marktwirtschaft“, so wurde es seit den 1975ger Jahren zu einem Dauerproblem. Heute sind wir an dem Punkt angekommen in der Verzicht, also genau das, was der ökologischen Bewegung immer vorgeworfen wurde, zum obersten Staatsziel erklärt wird. Dies geschieht unter der Erkenntnis, das wir heute schon 20% der Bevölkerung überhaupt keinen Zugang zum „normalen“ Arbeitsmarkt ermöglichen können und die Vollzeitstellen, die diese Bevölkerungsgruppe früher inne hatten inzwischen in Teilzeitstellen umgewandelt wurden. Somit sind die Potenziale, diese Menschen irgendwie zu beschäftigen, ausgeschöpft. Die Manipulierung der Arbeitslosenstatistik sind Ausdruck dieser Entwicklung. Heute stehen wir vor der Einführung der Industrie 4.0 bzw. der „Arbeit 4.0. Ja, es geht soweit, das z.B. der scheidende Präsident der Agentur für Arbeit Weise für ALG II Empfänger einen zweiten Arbeits“markt“ einführen will, der staatlich bezahlt werden soll.

All die Arbeitsplätze, die früher in normalen Arbeitsverhältnissen mit auskömmlichem Einkommen existierten, sind vernichtet worden und sollen nun staatlich subventioniert auf der Basis der minimalen Lebenssicherung und darunter neu bewertet werden. Dies ist die Wiedereinführung des sogenannten „Ehernen Lohngesetzes“3. Alles was den Ökologen vorgeworfen wurde nämlich das sie Verzicht predigen würden, was kompletter Unsinn war, wird heute zum Staatsziel erhoben.

Eines der faszinierendsten Paradigmenwechsel sehen wir im Autobereich. Die ökosozialistische Forderung nach Tempolimits und sparsamen Autos wurden mit dem Slogan „Freie Fahrt für freie Bürger“ bekämpft. Heute haben wir Einparkassistenten, Tempomaten und die Zukunft gehört den intelligenten, autonom fahrenden Autos. Wenn die Technik die Freiheit kassiert, ist es völlig normal und innovativ, wenn es aus ökologischen Gründen gefordert wird, ist es das Ende der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Die Idee des Ökosozialismus und des kommunistischen Anarchismus geriet in Vergessenheit und spielt heute tatsächlich in der politischen Diskussion keine Rolle mehr. Dies muss sich ändern. Denn die ökologischen Verwerfungen treffen zuerst diejenigen die kaum Einkommen haben. Die ökologische und die soziale Frage sind zwei Seiten einer Medaille. Solange es eine Partei gibt, die sich nur über die soziale Frage definiert (Die Linke), eine Partei die sich nur über die ökologische Frage definiert (Grüne) und eine Partei die Arbeitsplätze über die Gesundheit und sozialen Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger stellt (SPD), so lange werden wir keine Änderung in der Politik erreichen können. Die drei Fraktionen sind starr in ihrer Ausrichtung und dem Industriealismus verbunden. Lösungen die den Erfordernissen des 21ten Jahrhunderts entsprechen würden, wie z.B. dem Bedingungslosen Grundeinkommens, können sie nicht folgen.

Warum kann man nun hier nicht kommentieren und diskutieren.

Nun als erstes will ich hier die Begrifflichkeiten und Inhalte vorstellen. Denn schließlich wollen wir in Zukunft darüber sprechen. Dafür ist es aber notwendig Begriffe und Inhalte erst einmal zu füllen und zu erklären. Als Beispiel möchte ich die Diskussion über die Kernenergie, wie sie damals von der DKP oder SDAJ geführt wurde, nutzen. Dort wurde die These vertreten, das Kernenergie an sich ungefährlich sei und eine fortschrittliche alternative Energiequelle ist. Das Problem sei nur die kapitalistische Verfügungsgewalt über diese Technologie, die die Sicherheit wegen dem Profitstreben, nicht gewährleisten kann.

Die dogmatisch sozialistische, kommunistische Argumentation begründete ihre Ablehnung der BRD-Atomkraftwerke nur auf der Grundlage der Verfügungsgewalt der Produktionsmittel. Die ökosozialistische Kritik ging aber gegen die Kernenergie grundsätzlich, da diese Energiequelle Ergebnis des Industriealismus ist und unabhängig von der Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel.

Ein weiterer schwieriger Aspekt liegt darin, das etablierte Begrifflichkeiten für sozialistische Denksysteme wie Verstaatlichung oder Vergesellschaftung neu überdacht werden müssen. Hinzu kommt nämlich der Begriff der Vergemeinschaftung, die Expropriation der Bourgeoisie. Diese Begriffe müssen also erst einmal vorgestellt werden und mit Inhalt gefüllt werden. Die Essens aus dieser Diskussion ist ist dann der ökologisch-kommunistische Anarchismus. 

Dann müssen die Mythen der „sozialen Marktwirtschaft“, der Arbeit als Sinn den Lebens und des technologischen Fortschritts als Allheilmittel sozialer und ökologischer Probleme demaskiert werden und es muss geklärt werden warum z.B. Marktwirtschaft immer mit Kapitalismus und Planwirtschaft immer mit Sozialismus/Kommunismus verknüpft wird, obwohl es dafür keine begründbare Zwangsläufigkeit.

Es geht um die Auflösung tradierter Denkweisen, so wie sie sich in ökologischen und sozialdemokratischen, sozialistischen Lagern aufgebaut haben. Wir müssen den Menschen nahe bringen, das sich die ökologische und soziale Frage einander bedingen und nur zusammen gelöst werden können und das die einzige Lösung der ökologisch-kommunistische Anarchismus ist.


1 Zitiert nach Vorwärts v. 13.9.1979, S. 12 Per Nykvist, Holt euch eure Jobs zurück !

2 Johano Strasser / Klaus Traube, Die Zukunft des Fortschritts, der Sozialismus und die         Krise des Industrialismus, Verlag Neue Gesellschaft, 1981, Seite 38

3 Das sogenannte Eherne Lohngesetz definiert, das ein Arbeiter nur soviel verdienen kann wie er zu Reproduktion der Arbeitskraft benötigt. Ehern ist der altertümliche Begriff für eisern, unveränderbar, also wurde es heute als alternativloses Lohngesetz bezeichnet werden.